Sudetendeutsche Landsmannschaft
Landesgruppe Baden-Württemberg e.V.
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Sudetendeutscher Tag - historische Momente

Sudetendeutscher Tag 2016 – „Dialog verpflichtet“

Historischer Moment – Erstmals spricht ein tschechischer Minister spricht zu Sudetendeutschen

Landesobmann Klaus Hoffmann trifft tschechischen Kulturminister Daniel Herman

 

Der Sudetendeutsche Tag 2016 in Nürnberg wird in die Geschichtsbücher eingehen. Er wird dies tun, weil eine neue Ära in den Beziehungen zwischen Sudetendeutschen und Tschechen eingeleitet wurde. Erstmals sprach offiziell ein tschechischer Minister zu seinen sudetendeutschen Landsleuten. In Anwesenheit von hochrangigen Vertretern der Bundes- und Landespolitik, der Geistlichkeit, der Wirtschaft und Kunst und Kultur wurde neben dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, als Schirmherr der Sudetendeutschen Volksgruppe, der tschechische Kulturminister Daniel Herman begrüßt.

Die Wunden sind bis heute nicht verheilt, die den Sudetendeutschen nach Ende des zweiten Weltkriegs zugefügt wurden. Dennoch haben sie in den vergangenen Jahrzehnten stets auf den Dialog hingearbeitet, der ihnen bisher verwehrt war. Erinnern wir uns. Bisher wollten oder konnten die Regierungen in Prag nur mit Regierungen anderer Staaten sprechen. Nun ist der Weg geebnet für einen Dialog auf Augenhöhe mit den Repräsentanten der Sudetendeutschen Volksgruppe. Denn der tschechische Kulturminister Daniel Herman war in offizieller Mission nach Nürnberg gereist.

Auch die Vertreter der Sudetendeutschen Landsmannschaft aus Baden-Württemberg haben an diesem Prozess ihren Anteil. Schon 2014 waren Sie mit dem ehemaligen Innenminister Heribert Rech sowie dessen Landtagskollegen dem vertriebenenpolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Paul Nemeth zu ersten Gesprächen in Prag. Im Jahr 2015 begleitete Landesobmann Klaus Hoffmann den baden-württembergischen Innenminister Reinhold Gall, SPD, auf dessen Delegationsreise in die Stadt an der Moldau. Sie zeigten damit, dass es sich bei der Sudetendeutschen Frage um weit mehr als bayerisch-tschechische Fragen handelt, sondern um deutsch-tschechische Fragen.

Daniel Herman war schon am Freitag zur Verleihung der Sudetendeutschen Kulturpreise anwesend. Eindrucksvoll zeigte sich dabei die kulturelle Breite und Tiefe des sudetendeutschen Wirkens. Der international bekannte Künstler Helmut Hellmessen aus Karlsbad erhielt dabei den Großen Sudetendeutschen Kulturpreis. Weniger bekannt sein dürfte dagegen, dass die mit dem Kulturpreis für darstellende und ausübende Kunst geehrte Luise Kinseher, vielen bekannt als „Mama Bavaria“ vom Nockherberg, ebenfalls sudetendeutsche Wurzeln hat. Landesobmann Klaus Hoffmann gratulierte den Preisträgern und konnte mit Diether Kunerth auch einem Künstler gratulieren, der schon auf der Art Karlsruhe zu bewundern war. Klaus Hoffmann „Die Sudetendeutschen Kulturpreise spiegeln die ganze schöpferische Kraft der sudetendeutschen Volksgruppe wieder. Ich gratuliere den Preisträgern und freue mich für die Geehrten; vor allem darüber, dass viele Nachgeborene, die das Vertreibungsschicksal nur vom Hörensagen kennen, unter den Preisträgern sind.“ Insgesamt vergab die Sudetendeutsche Landsmannschaft sieben Kulturpreise. Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, freute sich für und mit den Preisträgern als er die Preise in Anwesenheit der bayerischen Sozialministerin Emilia Müller überreichte.

Den Europäischen Karlspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft, benannt nach Kaiser Karl IV., erhielt S.D. Hans-Adam II. Fürst und Regierer von und zu Liechtenstein Herzog von Troppau und Jägerndorf. Bernd Posselt zeichnete damit einen überzeugten Europäer aus. In seiner Dankrede ging der Preisträger auch auf die Veränderungen in Liechtenstein ein, vor allem schilderte er seine Ideen zum Staate des 3. Jahrtausends, in dem Selbstbestimmung bis in die kleinsten kommunalen Einheiten zu gelten hätte. Er ging sogar soweit, dass jede Gemeinde selbst zu bestimmen hätte welchem Staatengebilde sie angehören wolle, sofern sich entsprechende Mehrheiten finden ließen.

Die Hauptkundgebung am Sonntag wurde dann nach den Worten des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer und auch des Sprechers der Sudetendeutschen Volksgruppe Bernd Posselt zu einem historischen Ereignis. Erstmals sprach ein tschechischer Minister offiziell am Sudetendeutschen Tag zu den Gästen und er nannte sie „liebe Landsleute“. Die Worte von Kulturminister Daniel Herman, der in Budweis geboren und im Böhmerwald aufgewachsen ist, dürften den Weg zum weiteren Dialog geöffnet haben. Er sagte „"Jetzt werden Sie vielleicht besser verstehen, warum ich als Mitglied der tschechischen Regierung heute hier vor Ihnen stehe. Ich nehme die Worte des Bedauerns über Verbrechen an, die von einigen ihrer Vorfahren verübt wurden. Zugleich bedauere ich zutiefst, was vor sieben Jahrzehnten von einigen unserer Vorfahren begangen wurde und dass dadurch unser jahrhundertelanges Zusammenleben verletzt wurde." Zudem zitierte Daniel Herman die Worte des verstorbenen tschechischen Staatspräsidenten Václav Havel, die Vertreibung sei eine „unmoralische Tat, die nicht durch den Drang nach Gerechtigkeit, sondern durch den Drang nach Rache geleitet wurde“. Er erinnerte auch an die ehemaligen tschechischen Ministerpräsidenten Jiri Paroubek und Petr Nečas, die bereits ihr Bedauern über die Vertreibungsverbrechen erklärt haben. Den Blick in die Zukunft gerichtet meinte er „Wir müssen das gemeinsame Haus Europa gegen jeden verteidigen, der erneut versucht, Hass zu säen“.

Posselt sah in den Worten von Herman „nicht nur eine klare Absage an die Vertreibung, sondern auch an den unseligen Kollektivschuldgedanken, der das 20. Jahrhundert verpestet hat“. Er verwies darauf, dass bereits frühere Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe die Beteiligung von Sudetendeutschen an nationalsozialistischen Verbrechen zugegeben hätten und dass er selbst im tschechischen Fernsehen für die Verbrechen um Vergebung gebeten hätte. Der von der Landsmannschaft eingeschlagene Weg zur Versöhnung der beiden Völker sei in eine neue Dimension getreten, auch wenn noch viel Arbeit zu bewältigen sei. Er sagte Nationalismus und Renationalisierung den Kampf an und forderte eine weitere Stärkung der Europäischen Union, „dass es keine Feindschaft, keine neue Kollektivschuld und keine Vertreibung mehr gibt, sondern dass die gegenseitige Schuld ordentlich aufgearbeitet und entsorgt wird“. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer erläuterte zunächst sehr intensiv die bayerische Haltung in der aktuellen Flüchtlingskrise. Er wiederholte seine Forderung die Außengrenzen Europas zu sichern und, wenn dies nicht gelinge, die deutschen Grenzen. Auch zeigte er sich gegenüber Asylsuchenden offen und einladend, forderte zugleich aber deren Willen sich in Deutschland, dessen Fundament auf christlichen Werten stünde, unter Beachtung der Moral und Gesetze zu integrieren. Schließlich erinnerte er alle Völker, ganz im Sinne des Mottos des diesjährigen Sudetendeutschen Tages, „Wenn man ein friedliches Zusammenleben der Völker will, gibt es zum Dialog keine Alternative“.

Im Anschluss an die Hauptkundgebung nutzte der Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Baden-Württemberg Klaus Hoffmann die Gelegenheit sich mit Kulturminister Daniel Herman austauschen. Er meint zur Rede des Kulturministers „Die Rede von Daniel Herman ist mehr als ermutigend. In den letzten Monaten wurden viele gemeinsame Projekte in Angriff genommen. Baden-Württemberg hat bereits enge Beziehungen zur Tschechischen Republik, ich hoffe dass diese mit unserer neuen Landesregierung noch weiter ausgebaut werden können. Die Sudetendeutschen sind Brückenbauer in die böhmisch-mährisch-sudetenschlesische Heimat.“

Viele Tausend Besucher zählten die Organisatoren in Nürnberg. Darunter auch wieder viele Landsleute aus Baden-Württemberg. Zu den offiziellen Vertretern aus Baden-Württemberg gehörten Gerda Ott, Bundesfrauenreferentin, Franz Longin, Vorsitzender des Sudetendeutschen Heimatrates sowie angeführt vom Landesobmann Klaus Hoffmann, die weiteren Vertreter des Landesvorstands Waltraud Illner, Peter Kainz, Ilse von Freyburg und Regine Löffler-Klemsche. Unter den Gästen waren auch der Vertreter der Jüngeren und Mittleren Generation Bruno Klemsche und viele Kreisbetreuer mit ihren Mitgliedern zu denen sich auch der Landtagsabgeordnete Konrad Epple, CDU, gesellte.


Einige Impressionen:

D. Herman und K. Hoffmann am Stand der Reichenberger

Karlspreisverleihung

Karlspreisverleihung(K.Hoffmann): von links Träger des Europäischen Karlspreises der Sudetendeutschen Landsmannschaft S.D. Hans-Adam II. Fürst und Regierer von und zu Liechtenstein Herzog von Troppau und Jägerndorf mit Bernd Posselt

Karlsrpreisträger Hansadam Fürst von und zu Liechtenstein

Gruppenbild (H. Fischer) von links: Träger des Europäischen Karlspreises der Sudetendeutschen Landsmannschaft S.D. Hans-Adam II. Fürst und Regierer von und zu Liechtenstein Herzog von Troppau und Jägerndorf, Milan Šimůnek (Konrad-Adenauer-Stiftung in Prag), Franz Longin (Vorsitzender des Sudetendeutschen Heimatrates Stuttgart), Siegbert Ortmann (stlv. Bundesvorsitzender der SL), Klaus Hoffmann (Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft – Landesgruppe Baden-Württemberg)

Am Stand der SL BW

Bild am Stand der SL - BW (K. Hoffmann): von links: W. Illner, B. Klemsche, R. Löffler-Klemsche

Blick in díe Frankenhalle

Bild zur Hauptkundgebung (K. Hoffmann)

Foto bei der Halleneröffnung (K.Hoffmann): von links: Urd Rothe-Seeliger in Reichenberger Tracht mit Bernd Posselt

Am Brünner Stand

Foto am Stand des BGZ Brünn (K. Hoffmann): Mitte H. Zakhari, r. B. Posselt



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