Flüchtlinge für ihre Heimkehr qualifizieren

Mehr als 65 Millionen Flüchtlinge sind nach Angaben der Vereinten Nationen gegenwärtig weltweit auf der Flucht. Doch bereits nach Ende des Zweiten Weltkrieges mussten Millionen von Menschen ihre Heimat verlassen, so dass Flucht und Vertreibung mit der Zwangsumsiedlung und Deportation von Millionen Deutsche, bereits zu dieser Zeit Teil der europäischen Geschichte wurde.

Am "Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung", der weltweit auch als "Weltflüchtlingstag" begangen wird, erinnerte die Union der Vertriebenen und Flüchtlinge in der CDU Baden-Württemberg gemeinsam mit dem Bund der Vertriebenen Baden-Württemberg und der Jungen Union Baden-Württemberg in einer Veranstaltung im Großen Kursaal in Stuttgart-Bad Cannstatt an die Opfer von Flucht und Vertreibung und diskutierte in ihrem alljährlich stattfindenden "Stuttgarter Gespräch" über die Situation der Flüchtlingspolitik von heute.

Moderiert von Philipp Bürkle, dem Landesvorsitzenden der Jungen Union Baden-Württemberg, trafen sich dazu auf dem Podium der Staatssekretär im Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration, Wilfried Klenk, die Gründerin und Vorsitzende der Hilfsorganisation "KinderBerg International e.V"., Suzana Lipovac und die Landesvorsitzende der Union der Vertriebenen und Flüchtlinge in der CDU Baden-Württemberg und des Bundes der Vertriebenen Baden-Württemberg, CDU-Stadträtin Iris Ripsam. Vor zahlreichen Zuhörern, unter denen auch politische Prominenz wie die ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Erika Reinhardt, der CDU-Landtagsabgeordnete Konrad Epple, die ehemalige CDU-Landtagsabgeordnete Andrea Krueger sowie die Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Nord, Sabine Mezger, zu finden war, wurden in einer lebhaft geführten Diskussion Antworten auf die Herausforderungen der gegenwärtigen Flüchtlingspolitik.

So war es dann zunächst die Stuttgarter Entwicklungshelferin Suzana Lipovac, die mit ihren Erfahrungen aus 25 Jahren Entwicklungszusammenarbeit eindrücklich aufzeigte, wie man den Menschen in den Krisengebieten vor Ort aber auch den Flüchtlingen in Deutschland Hilfe zur Selbsthilfe leisten kann. Dabei wünscht sich die in Stuttgart geborene Tochter bosnischer Kroaten, deren Hilfsengagement im Balkankrieg ihren Anfang nahm und mit Projekten ihrer Hilfsorganisation "Kinderberg International e.V." bereits seit 17 Jahren in Afghanistan die Menschen unterstützt, dass die Flüchtlinge in Deutschland statt einem Deutsch-Kurs vielmehr eine berufliche Qualifizierung erfahren, mit der sie nach ihrer Heimkehr zuhause ein persönliches Standbein haben und am Wiederaufbau ihres Landes mitwirken können. Europapolitisch betrachtet, sieht Suzana Lipovac aufgrund der Bedrohung durch den internationalen Terrorismus, vor allem den Schutz der Außengrenzen der Europäischen Union als vordringliche Aufgabe in der Flüchtlingspolitik.

Die Stuttgarter Stadträtin Iris Ripsam, der es auch ein Anliegen ist, die Menschen während ihres Aufenthaltes in Deutschland in Arbeit zu bringen und ihnen eine sinnvolle Aufgabe zu geben, lobte die zahlreichen Flüchtlingskreise in Stuttgart, die den Flüchtlingen helfen ihren Alltag zu bewältigen. Allerdings merkte die CDU-Kommunalpolitikerin selbstkritisch an, dass in der Vergangenheit zu wenig für die Entwicklungshilfe getan wurde und deshalb heute ein großer Schritt nach vorne gemacht werden müsse, um den Menschen in Afrika bessere Entwicklungschancen zu geben.

Auch Staatssekretär Wilfried Klenk hob das ehrenamtliche Engagement der Bürger in der Flüchtlingshilfe hervor und sagte, dass es nach der Aufnahme der Flüchtlinge in den Flüchtlingsunterkünften wichtig sei, vor allem auch im Interesse der geflüchteten Familien, zügig für eine Anschlussunterbringung in geordneten Wohnverhältnissen zu sorgen. Zur gegenwärtig aktuellen Diskussion um die sofortige Abweisung von Asylbewerbern mit Einreiseverbot an der deutschen Grenze, meinte der CDU-Landtagsabgeordnete, dass er in der Sache bei Bundesinnenminister Horst Seehofer liege. So könnte der Vorstoß des CSU-Politikers einen gewissen Druck ausüben, endlich eine gemeinsame europäische Lösung in dieser Frage zu finden, wie es von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) angestrebt wird.

Schließlich waren sich alle Teilnehmer in der Runde einig, dass die Aufnahme von Flüchtlingen in erster Linie immer mit dem Ziel verbunden sein muss, die Menschen auch wieder in ihre Heimat zurückzuführen, sobald es die Verhältnisse im Land zulassen. Dabei wäre der entwicklungspolitische Vorschlag, die Menschen in der Zeit ihres Aufenthaltes in Deutschland für ihre Heimkehr zu qualifizieren, um den Neustart in ihrer Heimat zu erleichtern, ein großer Schritt, sinnvoll Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten.

 

 

Helmut Heisig

- UdVF-Baden-Württemberg -