„Der BdV braucht - um in der Zukunft seine Aufgaben bewältigen zu können - eine staatliche Förderung durch das Land Baden-Württemberg“

Iris Ripsam MdB zur Zukunft des Bundes der Vertriebenen und der Landsmannschaften in Baden-Württemberg

 


Prof. Alfred de Zayas, 1947 in Havanna geborener US-amerikanischer Völkerrechtler, sagte „Es gibt keinen Zwang, in der Heimat zu leben, jedoch gibt es ein Recht, in der Heimat zu verbleiben und nicht von dort vertrieben zu werden.“ Diesem Recht auf die Heimat sieht sich der Bund der Vertriebenen – Vereinigte Landsmannschaften und Landesverbände e.V. (BdV), kurz Bund der Vertriebenen, verpflichtet. Im Jahr 2017 jährt sich seine Gründung zum 60. Male.

 

Der Einsatz für Menschenrechte, Heimat und Verständigung zwischen den Völkern führte vor 60 Jahren zur Gründung des Bundes der Vertriebenen. Bereits 1949 wurden der "Landesverband der Vertriebenen Deutschen in Nordwürttemberg" und 1952 als Gesamtverband aller Regierungsbezirke im neuen Bundesland Baden-Württemberg unter dem heutigen Namen "Bund der Vertriebenen" gegründet. Damit organisierten sich deutsche Heimatvertriebene in Baden und Württemberg viel früher als auf Bundesebene. Seit 1999 ist Arnold Tölg Landesvorsitzender des BdV in Baden-Württemberg.

 

Nun steht ein Wechsel an der Spitze des Landesverbandes an. Iris Ripsam, Bundestagsabgeordnete mit sudetendeutschen Wurzeln, schickt sich an, die Geschicke des Landesverbandes zu übernehmen.

 

Iris Ripsam wurde 1959 in Stuttgart geboren. Ihre Eltern stammen beide aus dem Sudetenland. Während der Vater aus Nordböhmen stammt, kam ihre Mutter aus Mähren. Sie ist engagierte Kommunalpolitikerin im Stuttgarter Gemeinderat und seit 2006 Bundestagsabgeordnete. 2006 wählten die Delegierten sie auch erstmals zur Landesvorsitzenden der Union der Vertriebenen und Flüchtlinge (UdVF) Baden-Württemberg. Im Bundesverband Ost- und Mitteldeutsche Vereinigung der CDU/CSU bekleidet sie das Amt der Bundesschatzmeisterin.

 

Was bewegt Iris Ripsam Verantwortung im Bund der Vertriebenen übernehmen zu wollen? Dieser Frage ging Klaus Hoffmann, Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft, mit seinen Fragen nach.

 

Hoffmann: Frau Ripsam, seit Juni sind Sie Mitglied des Deutschen Bundestages. Wie empfanden Sie diese ersten Monate, wo lag der Schwerpunkt Ihrer Arbeit und wie haben Sie sich in Berlin eingelebt?

Ripsam: Nach den ersten Tagen der Orientierung habe ich innerhalb der Fraktion schnell Anschluss gefunden. Ich bin ordentliches Mitglied im Rechtsausschuss, wo ich Berichterstatterin für das Wohnungseigentumsgesetz bin. Meine erste Rede hielt ich zum Thema "Nachstellungen" und sprach mich für eine Stärkung des Opferschutzes aus.

Des Weiteren bin ich stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Europäische Angelegenheiten, in dem auch Themen auf der Tagesordnung stehen, die uns besonders betreffen, z.B. die aktuelle Flüchtlingssituation, aber auch die Zwangsarbeiterentschädigung. Ich bin sofort der "Gruppe der Vertriebenen" beigetreten, in der ich mich tatkräftig einbringe. In fast jeder Sitzungswoche stehen Termine mit Gesprächen auf dem Programm, im Frühjahr ist gar eine Delegationsreise ins Baltikum geplant. Der direkte Kontakt mit den dort ebenfalls engagierten Bundestagskollegen ist sehr gut und erleichtert unsere Arbeit auf Bundesebene enorm.

 

Hoffmann: Vor wenigen Wochen wurden Sie in Ihrem Amt als UdVF-Vorsitzende des Landes Baden-Württemberg eindrucksvoll bestätigt. Wo sehen Sie Schwerpunkte der Arbeit der UdVF in den nächsten Monaten?

Ripsam: In der kommenden Zeit werde ich die Zusammenarbeit mit dem neuen Beauftragten der CDU-Fraktion für die Angelegenheiten der Vertriebenen, Raimund Haser MdL, verstärken. Ich glaube, dass für uns eine gut abgestimmte Zusammenarbeit immer wichtiger wird. So sollten wir auch die künftigen Veranstaltungen der UdVF zusammen mit BdV Baden-Württemberg und Landsmannschaften fortsetzen und intensivieren. Dabei denke ich z.B. an die Feierstunde auf dem Stuttgarter Schlossplatz des Jahrestags der Charta der deutschen Heimatvertriebenen vom 5. August 1950 und an den Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung am 20. Juni.

 

Hoffmann: In Baden-Württemberg haben Bund der Vertriebenen und Landsmannschaften eine wichtige gesellschaftspolitische und kulturelle Rolle. Wo sehen Sie Anknüpfungspunkte Ihrer Arbeit, der UDVF und des BDV und was wären Ihrer Ansicht nach Weichenstellungen für die Zukunft?

 

Ripsam: Auf Landesebene will ich vor allem mit dem neuen Landesbeauftragten für Vertriebene und Spätaussiedler, Innenminister Thomas Strobl, eng zusammenarbeiten. Wir kennen uns schon ein paar Jahre und haben bisher in den für die Vertriebenen ausstehenden Fragen gut zusammengearbeitet. Bei uns in Baden-Württemberg stammt jeder Vierte aus einer Vertriebenen- bzw. Flüchtlingsfamilie. Es ist aus meiner Sicht daher umso notwendiger, dass der BdV im Bereich Kultur- und Heimatpflege weitere Unterstützung erfährt (Stichwort §96 BundesvertriebenenG). Deshalb ist dies ein guter Ansatzpunkt, für den ich mich als UdVF-Landesvorsitzende einsetzen will. Der BdV braucht - um in der Zukunft seine Aufgaben bewältigen zu können - eine staatliche Förderung durch das Land Baden-Württemberg.

 

Hoffmann: Frau Ripsam, ich danke Ihnen für das Gespräch und wünsche Ihnen für das neue Jahr alles Gute.